Technische Hilfeleistung-Ost


Technische Hilfeleistung Ost

An der Feuer- und Rettungswache 1 ist der „Sonderdienst Technische Hilfeleistung Ost“ stationiert. Dieser besteht aus einem Rüstwagen (RW) auf einem Fahrgestell MB Actros 2036 AK mit einem Aufbau der Fa. EMPL, zwei baugleichen „Rüstwagen Schiene“ (RW-Schiene) auf MB Axor 1833 mit einem Aufbau der Fa. LENTNER sowie dem Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF) 1.

Entstehung des "Eingleiszuges"

Gelegentliche Entgleisungen von schienengebundenen Fahrzeugen gehören seit der Inbetriebnahme der Frankfurter Straßenbahn im Jahr 1872 zum Alltag im öffentlichen Nahverkehr. Während man die Fahrzeuge der Pferdebahn mithilfe des "Entgleisungseisens" sehr schnell wieder auf das Gleis aufsetzen konnte, stellt die Entgleisung eines elektrischen Straßenbahnwagens eine schwierigere Aufgabe dar. Die bis 1945 fast ausschließlich eingesetzten zweiachsigen Wagentypen konnten noch vergleichsweise einfach wieder aufgegleist werden. War eine Person unter die Straßenbahn geraten, wurde das Fahrzeug mit Zahnstangenwinden angehoben und die Person befreit. Seit 1955 fahren auf Frankfurts Straßenbahnstrecken bis zu achtachsige Großraumtriebwagen.

Und seit 1995 werden neue Niederflur-Straßenbahnwagen eingesetzt. Die Wagenlänge hat sich von 11 Metern bei den zweiachsigen auf 50 Meter bei den heutigen Bahnen vergrößert. Die Aufgleisung entgleister Fahrzeuge ist dadurch zu einer enormen Herausforderung geworden. Dazu trug auch der unterirdische Schienenverkehr bei. Denn auf den Tunnelstrecken war es nicht möglich, die bisherigen Aufgleisverfahren anzuwenden. 

Bis 1968 wurde der Bereich Hilfeleistung mit schienengebundenen Fahrzeugen von den Stadtwerken in eigener Regie abgedeckt. Nur auf das Einsatzstichwort "Person unter Straßenbahn" hin war die Berufsfeuerwehr schon immer ausgerückt. Mit der Eröffnung der ersten Stadtbahnstrecke von der Hauptwache zur Nordweststadt übernahm die Feuerwehr Frankfurt am Main von den Stadtwerken den gesamten technischen Rettungs- und Bergungsdienst im U-Bahn- und Straßenbahnbereich. Seit dem 13.09.1968 liegt die Verantwortung für Hilfeleistungen im Straßenbahnbereich bei der Branddirektion. Mittlerweile ist die Tunnelstrecke auf ca. 20 km Länge angewachsen. Das Fahrgastaufkommen steigt jährlich.

Folgende neue Aufgaben waren für die Berufsfeuerwehr mit dem neuen Verantwortungsbereich verbunden: Durchführung des Aufgleisens von Straßen- und U-Bahnen, Abschleppen von Schienenfahrzeugen, Hilfeleistungen bei Schäden an schienengebundenen Fahrzeugen, Einsatz bei Straßen- und U-Bahn-Unfällen aller Art, oberirdisch wie auch in Tunnelstrecken. Bis 1970 wurde für die Hilfeleistungen ein umgebautes Löschgruppenfahrzeug LF 16 als "Eingleis-LF" (EG-LF) eingesetzt.

1970 wurde der erste Rüstwagen Schiene in Dienst gestellt. Ihm folgte 2 Jahre später der zweite Rüstwagen Schiene. Beide Rüstwagen waren teilweise unterschiedlich ausgestattet. Der RW-Schiene 1 war für Eingleis-, Rettungs- und Brandeinsätze, der RW-Schiene 2 für Eingleisungen, Brandbekämpfungen und sonstige technische Hilfeleistungen ausgerüstet.

Bei der Weiterentwicklung der RW-Schiene zur zweiten Fahrzeuggeneration, die 1986 in Dienst gestellt wurde, konnten zahlreiche Erfahrungen eingebracht und umfangreiche Verbesserungen durchgeführt werden. Durch die Schienenfahreinrichtung der Firma Schörling konnten die RW-Schiene auf dem Gleisbett der Straßen- und U-Bahn fahren. Dabei diente der innere Zwillingsreifen der Hinterachse als Antrieb auf dem Gleiskörper.

Als Aufgleiseinrichtung wurde ein hydraulisches System gewählt, das aus folgenden Elementen bestand: Ölpumpen-Aggregat, Hydraulikheber, Steuerventile, Wälzgleitwagen, Hochdruckschläuche und verschiedenes Zubehör. Da dieses System seit der Indienststellung der ersten RW-Schiene-Generation nicht erneuert worden und mittlerweile sehr reparaturanfällig geworden war, wurde 1997 mit der Umstellung auf Niederflurfahrzeuge im Straßenbahnbereich ein neues Aufgleissystem in Dienst genommen.

Die dritte RW-Schiene-Generation der Feuerwehr Frankfurt am Main

Seit August 2012 befindet sich nun die 3. Generation der RW-Schiene im Dienst. Die aktuellen Fahrzeuge unterscheiden sich in ihrer Konzeption und taktischen Ausrichtung erheblich von den Vorgängern. Die Konzeption wurde in Zusammenarbeit der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) und der Berufsfeuerwehr Frankfurt am Main erstellt. Als Fahrgestell wurde ein MB Axor 1833 gewählt, der Aufbau erfolgte durch die Fa. LENTNER. Als Schienenfahreinrichtung dient jetzt die Drehschemeltechnik der Fa. ZWEIWEG. Der Antrieb auf der Schiene erfolgt weiterhin durch die Bereifung des inneren Zwillings der Hinterachse. Alle Laufräder werden über Trommelbremsen gebremst. Zusätzlich gibt es in der Mitte des Fahrzeugs eine Magnetschienenbremse, die mittels eines Laufgestells immer mittig über dem Gleiskopf geführt wird. Jeweils vor den Laufrädern befindet sich eine Sandstreuanlage. Somit ist es möglich, schienengebundene Fahrzeuge mit einer Masse von bis zu 40 Tonnen zu ziehen.

Im Schienenfahrbetrieb schaltet sich die Beleuchtung des Fahrzeugs automatisch in ein Dreipunktlicht um, damit das Fahrzeug von anderen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmern als ein schienengebundenes Fahrzeug erkannt werden kann. Diese Beleuchtung kehrt sich bei Rückwärtsfahrten automatisch um, sodass am Heck die Dreipunktbeleuchtung und an der Front des Fahrzeugs die roten Rückleuchten geschaltet sind. Durch den Wegfall der Laufstege an der Seite des alten RW-Schiene erfolgt der Ausstieg der Fahrzeugbesatzung im Tunnel nicht mehr durch eine hintere Tür, sondern durch Schiebetüren an der Fahrerkabine. Beide Fahrzeuge verfügen über eine maschinelle Zugeinrichtung Treibmatik, die im einfachen Zug nach vorne 80 kN und über eine ausbaubare Rolle nach hinten 160 kN Zugkraft hat. Der vom Fahrzeugmotor angetriebene Stromgenerator hat eine Leistung von 23 kVA. Die Motorabgase werden im Generatorbetrieb und im Schienenfahrbetrieb über zwei Rußpartikelfilter nach oben abgegeben.

Der überwiegende Teil der technischen Beladung für Einsätze mit schienengebundenen Fahrzeugen befindet sich jetzt auf jeweils sechs Rollcontainern, die über eine Hebebühne aus dem Heck des Fahrzeugs entnommen werden können. Im aufgegleisten Zustand des RW-Schiene können die Rollcontainer mit Steckachsen versehen werden, von der Hebebühne direkt auf den Gleiskörper aufgesetzt und so zur Einsatzstelle gebracht werden. Zum Schutz der Besatzung fährt am Heck über der Hebebühne ein Berührungsschutz aus Plexiglas aus, der verhindert, dass man dem Fahrdraht der Oberleitung zu nahe kommt. Bei Einsätzen in U-Bahn-Stationen werden die benötigten Rollcontainer über die vorhandenen Aufzüge direkt zum Bahnsteig gefahren.

Die Aufgleistechnik wurde wieder komplett erneuert. In den Geräteräumen G1 und G2 werden Gerätschaften für den schnellen ersten Einsatz gelagert, wie z. B. Spannungsprüfer für die VGF und die Bundesbahn, Erdungsstangen und Erdungsseile, Auffahrkeile für den Windenbetrieb u. Ä. Die beiden Fahrzeuge unterscheiden sich in der Beladung lediglich durch 2 unterschiedliche Rollcontainer. Während der RW-Schiene 1 mit einem Rollcontainer „Verkehrsunfall (VU) Straße“ und einem Rollcontainer „Heben/Trennen“ ausgestattet ist, stehen an diesen Stellplätzen in dem RW-Schiene 2 ein Rollcontainer „Kompaktverschiebesystem“ und ein Rollcontainer „Autogenschneidgerät“.

Rüstwagen (RW)

Anfang 2012 wurde der „Sonderdienst TH Ost“ durch einen Rüstwagen erweitert. Ein baugleiches Fahrzeug erhielt die Feuer- und Rettungswache 30 für den „Sonderdienst TH West“. Das Fahrzeug ist auf einem MB Actros 2036 AK mit Aufbau der Fa. EMPL aufgebaut. Das Gesamtgewicht des Fahrzeugs beträgt etwa 18 Tonnen. Die umfangreiche Beladung ist taktisch in das mehrstufige Hilfeleistungskonzept integriert und erweitert die Ausrüstung zur technischen Hilfeleistung der im gesamten Stadtgebiet verteilten HLF. Speziell die Arbeitsplattform und mehrere Rettungszylinder des RW sowie große Hebekissen werden für die Lkw-Rettung vorgehalten.

Der Rüstwagen ist mit einer maschinellen Zugeinrichtung Treibmatik ausgestattet, die im Zug nach vorne 80 kN und nach hinten über eine ausbaubare, lose Rolle 160 kN erreicht.

Über den Fahrzeugmotor wird ein Stromgenerator betrieben, der über eine Leistung von 30 kVA verfügt. 230- und 400-Volt-Steckdosen sind in den unterschiedlichen Geräteräumen und im Heck verbaut. Der mechanische Lichtmast zwischen Aufbau und Fahrerhaus erreicht mit seinen vier 1.000-Watt-Scheinwerfern eine starke Ausleuchtung der Einsatzstelle. Die Geräteräume sind mit LED-Lichtbändern zur Innenausleuchtung versehen. Die Umfeldbeleuchtung erfolgt ebenso in LED-Ausführung für optimale Ausleuchtung bei gleichzeitig niedrigem Stromverbrauch und langer Lebensdauer.

Über die Hebebühne am Heck (Tragkraft 2.000 kg) können 3 Rollcontainer entnommen werden. Die Beladung der Rollcontainer ist in die drei Bereiche „Beleuchtung“, „Trennen und Abstützen“ und „Unterbaumaterial“ aufgeteilt. In den Geräteräumen wird die Beladung in Schwenkfächern und auf Auszügen gelagert.

Außerdem sind zwei Multifunktionsleitern im Heck gelagert. Vier Flutlichtstrahler der Fa. Nicklas SVN 4 mit HQI-T-PB-Leuchtmitteln ergänzen die Einsatzstellenbeleuchtung.